Portrait of an Algorithm
Serie 2024
Screenshot, div. Grössen

Maschine sieht dich, mustert dich. Cheese!
Maschine überwacht dich, trackt dich.
Macht sich ein Bild von dir.
Dein Datenkörper liegt am virtuellen Strand.
In den Metadaten deiner Smartphone-Bilder entsteht eine neue digitale Wirklichkeit.

Portrait of an Algorithm ist eine serielle Arbeit über die mächtige Vielfalt sehender Maschinen, die dank der Internet-Technologie über den Globus vernetzt ist und uns mit interessiertem Blick anschaut. Ob in Formen der Überwachung, der Sammlung und Übertragung sensibler Daten, Hash- oder Geotags in den Metadaten von Smartphone-Bildern: Das Bild wird zunehmend zu einem operativen Konstrukt, das uns trackt, scannt und kategorisiert. Diese Serie stellt das Wesen und die Praxen rund um solche operativen, post-fotografischen Bilder in Frage und zeigt, wie sehende Maschinen die Welt wahrnehmen (wollen). Ohne moralischen oder dystopischen Zeigefinger plädiert sie für ein steigendes Bewusstsein rund um den maschinellen Blick und das Potenzial operativer Bilder.

Mittlerweile ist es klargeworden, dass Cookies nicht nur zu viel Zucker, sondern auch zu viele Informationen über uns enthalten können. Vernetzte Bilder liefern diese Informationen. Durch algorithmsiche Tags auf ihren Metaebenen schauen sie zurück und unsere Vorstellung der Beziehung, die wir zu Bildern haben – nämlich dass wir uns nach Belieben ein Bild von der Welt herstellen und machen können – hat sich längst verkehrt: Bilder nehmen sich von uns, was ihnen beliebt.

Wenn wir also auf gesellschaftliche Auswirkungen von Gesichtserkennung und künstliche Intelligenz schauen, dann sehen wir die Entstehung von Normen, Klassen und Kategorien. Und das sind Normen, Klassen und Kategorien, die hoch politisch sind, weil sie eben von Menschen gemacht werden, die politische und wirtschaftliche Interessen verfolgen. Hier müssen ethische Fragen ansetzen: Welche Art von Urteilsvermögen wird in diese sehenden Maschinen eingebaut? Und daher muss eine Frage von uns Benutzer_innen an seeing machines lauten: Wieso wurde diese Maschine konstruiert, wem nützt sie, und auf wessen Kosten ist sie da?

Portrait of an Algorithm schaut daher kritisch auf den Versuch eines Algorithmus Gesichter und intime Körperteile von Menschen aus Gründen des Datenschutzes unkenntlich zu machen. Während dieser Vorgang nur teilweise Funktioniert und im Bezug auf den wilden Handel mit unseren sensiblen Daten im Internet fast lächerlich anmutet, zeigt seine Visualisierung in den Bildern dieser Serie trotzdem deutlich die fragilen Zustände unserer Existenz in Räumen auf, die eben nur noch auf den ersten Blick physisch und solide vor und um uns sind. Längst haben sich deren Wände in Screens verwandelt und aus allen richtungen schauen uns Maschinen gierig an.

Die Tiel der Bilder sind gleichzeitig ihre Produktionsdaten (Art, Datum und Uhrzeit). Auch das ist ein Symbol ihrer Vernetztheit. Das Bild weiss, wann und wo es aufgenommen wurde. Es weiss auch, was es ist und impliziert damit ein eigenes Bewusstsein.